zurück

Die Zukunft der Frauenrechte in Europa: Erwartungen an die neue EU-Gleichstellungsstrategie

Wie steht es um die Geschlechtergleichstellung in einem Europa, in dem autoritäre Kräfte zunehmend gegen Gleichstellung mobilisieren und sogar Errungenschaften wie die Istanbul-Konvention in Frage stellen? 

Diese Leitfrage prägte die Kooperationsveranstaltung der EBD mit der EU-Kommissionsvertretung in Deutschland, dem Deutschen Frauenrat, dem Deutschen Juristinnenbund, der Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände und der Bundesstiftung Gleichstellung am 18. November 2025 im Europäischen Haus Berlin.

In ihren Grußworten betonten Sabine Amirdschanjan, Politische Referentin bei der Vertretung der Europäischen Kommission, und EBD-Vizepräsidentin Barbara Lochbihler, dass Gleichstellung ein unverzichtbarer europäischer Wert und ein Lackmustest für die demokratische Verfasstheit Europas sei. Der neue Fahrplan für Frauenrechte verstehe sich, so Amirdschanjan, als „europäisches Versprechen“ – doch das Gleichstellungstempo sei weiterhin zu langsam. Lochbihler warnte vor Angriffen auf die Istanbul-Konvention und forderte eine konsequente Umsetzung des Fahrplans: „Gleichstellung ist kein nice to have, sondern das must have Europas.“

Unter der Moderation von Lisi Maier diskutierten Katharina Jestaedt, Abteilungsleiterin Gleichstellung beim BMFSFJ, Valentina Chiofalo, Vorsitzende der Kommission Europa- und Völkerrecht beim djb, Susanne Maier, Verantwortliche für europäische und internationale Gleichstellungspolitik beim Deutschen Frauenrat, und Garunya Wieczorek, Referatsleiterin EU, Internationales, Wirtschaft bei der BDA, über den Rückblick auf die EU-Gleichstellungsstrategie 2020–2025 und Erwartungen an die neue Strategie 2026–2030.

Alle Kooperationspartner haben sich am Konsultationsverfahren der Europäischen Kommission beteiligt und ihre schriftlichen Stellungnahmen eingebracht:

Rückblickend wurde die Entgelttransparenzrichtlinie als wichtigster Erfolg benannt, ebenso Fortschritte beim Gewaltschutz und der EU-Beitritt zur Istanbul-Konvention. Gleichzeitig blieben zentrale Leerstellen bestehen: die zu langsame Entwicklung bei Parität und Führungspositionen, fehlende systematische Verankerung von Gender Mainstreaming und Gender Budgeting, sowie wachsende Bürokratie bei Berichtspflichten.

Mit Blick auf den neuen Fahrplan für Frauenrechte herrschte breite Zustimmung, jedoch verbunden mit klaren Erwartungen. Der Deutsche Frauenrat forderte stärkere Kohärenz und ein verbindliches Gender Budgeting; der Jurstinnenbund betonte die Notwendigkeit, Gender Mainstreaming als Querschnittsthema und Digitalisierung/KI als eigenen Schwerpunkt zu verankern. Der BDA hinhegen warnte vor Überregulierung und plädierte für praktikable, harmonisierte Berichtspflichten sowie bessere staatliche Rahmenbedingungen für Vereinbarkeit. Einigkeit bestand darüber, dass Fortschritte ohne die aktive Einbindung von Männern nicht gelingen können.

Als EBD Democracy Ambassadors Women’s Rights hoben Valentina Chiofalo und Susanne Maier die Bedeutung des Europarats hervor, insbesondere im Jubiläumsjahr der EMRK. Sie verwiesen auf die hohe Strahlkraft der Istanbul-Konvention und die Notwendigkeit, sie gegen politische Angriffe zu verteidigen. Deutschland solle sich hierfür klar international positionieren und Umsetzungslücken im eigenen Land schließen.

Zum Abschluss blickten die Panelistinnen nach vorn: Bis 2031 wünschen sie sich ein paritätisches Europa, sichtbare Fortschritte im Gewaltschutz, ein wirksam verankertes Gender Mainstreaming und Gleichstellung als gelebte europäische Praxis.

Logo der Eurpäischen Bewegung Deutschland

Kontakt

Europäische Bewegung Deutschland e.V.

Alt-Moabit 92

D-10559 Berlin

Fon: +49-30-3036201-10

Fax: +49-30-3036201-19

info(at)netzwerk-ebd.de

Social Media