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Europa gemeinsam gestalten | ZdK-Präsidium stellt Erklärung zur Zukunft Europas vor

„Nie war Europa wichtiger als heute.“ Mit diesem klaren Statement eröffnete Prof. Dr. Thomas Söding, Vizepräsident des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK), die Veranstaltung zur Vorstellung der neuen ZdK-Erklärung Das Europa der Zukunft gestalten. Werte achten. Konflikte lösen. Verantwortung übernehmen“ am 17. September 2025 im Europäischen Haus in Berlin.

Mit der Erklärung zur Zukunft Europas bringt das ZdK eine gesellschaftlich engagierte Perspektive in die aktuelle Debatte zur Zukunft Europas ein. Angesichts geopolitischer Spannungen, wachsender Gefährdung der Demokratie und gesellschaftlicher Polarisierung geht es darum, die Werte der Europäischen Union zu stärken und zugleich neue Wege der politischen Teilhabe aufzuzeigen. Die Erklärung ruft dazu auf, Europa nicht nur als institutionelles Projekt, sondern auch als gemeinsame Verantwortung von Politik, Gesellschaft und Kirche zu begreifen.

In ihrem Beitrag verwies die Historikerin und Germanistin Dr. Irina Scherbakowa auf den berühmten Text Das Ende der Geschichte? von Francis Fukuyama und stellte diesen in den Kontext der aktuellen politischen Realität. Die darin formulierte Erwartung, dass sich Länder wie Russland nach dem Ende des Kalten Krieges in Richtung liberaler Demokratien entwickeln würden, habe sich nicht erfüllt. Russland sei einen anderen Weg gegangen. Prof. Dr. Carlo Masala, Politikwissenschaftler, schloss daran an und erklärte, dass sich diese Annahme als trügerisch erwiesen habe. Auch das Beispiel China mache deutlich, dass wirtschaftliche Modernisierung nicht zwangsläufig mit politischer Freiheit verbunden sei. Die Vorstellung, wirtschaftlicher Fortschritt führe automatisch zu Demokratie, sei widerlegt. Die Auseinandersetzung mit autoritären Systemen ist umso schwieriger, da diese sich zunehmend an westliche Lebensrealitäten annähern und auf den ersten Blick  vertraut erscheinen.

Dr. Linn Selle, Ehrenpräsidentin der Europäischen Bewegung Deutschland, betonte die politische Verantwortung, europäische Inhalte stärker in nationale Debatten zu integrieren. Europäische Themen entscheiden ihrer Einschätzung nach selten über den Ausgang nationaler Wahlen. Dennoch sei es Aufgabe der Regierungen, europäische Zusammenhänge verständlich zu vermitteln und die Idee eines geeinten Europas aktiv in die Gesellschaft zu tragen. Die gemeinsamen Werte sind dabei nicht nur idealistisch, sondern vor allem im Interesse aller. Nur durch klare Kommunikation, Transparenz und Dialog könne das Vertrauen in die europäische Demokratie nachhaltig gestärkt werden.

Im weiteren Verlauf der Diskussion wurde deutlich, wie wichtig es ist, europäische Politik nicht nur auf administrativer Ebene zu gestalten, sondern sie auch im gesellschaftlichen Raum fest zu verankern. Die offene Auseinandersetzung mit Herausforderungen, der Mut zur Selbstkritik und das klare Bekenntnis zu den gemeinsamen Werten der Europäischen Union wurden von allen Teilnehmenden – Prof. Dr. Thomas Söding, Prof. Carlo Masala, Dr. Irina Scherbakowa, Dr. Linn Selle und Marie von Manteuffel – als unverzichtbare Grundlagen für die Zukunftsfähigkeit Europas hervorgehoben.

Die Erklärung des ZdK leistet in diesem Zusammenhang einen wichtigen Beitrag. Sie bringt die Perspektive der katholischen Gemeinschaft in die europapolitische Debatte ein und lädt dazu ein, Europa als gemeinsamen Raum für Gestaltung neu zu denken. Die Veranstaltung im Europäischen Haus hat eindrucksvoll gezeigt, wie wertvoll der offene Austausch über Werte, Verantwortung und konkrete Herausforderungen ist – gerade in einer Zeit, in der die europäische Idee mehr denn je verteidigt und weiterentwickelt werden muss.

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