Wir sind ein 3/4 Jahrhundert alt!

Die Zeitenwende erfordert, dass Deutschland seinen Erwartungen in der Europapolitik gerecht wird und alle Partnerinnen und Partner in der EU einbindet. Die Position Deutschlands als größter Mitgliedstaat und stärkste Volkswirtschaft innerhalb der EU verlangt daher eine strategische und stringente Europapolitik. Dafür setzt sich die Europäische Bewegung seit 75 Jahren ein.

Das 75-jährige Jubiläum möchte die EBD nicht nur feiern, sondern die Bedeutung der Europäischen
Bewegung als gesellschaftliches Netzwerk für Freiheit, Demokratie und Wohlstand auf dem Konti-
nent herausstellen. Die Aktualität als Friedens- und Demokratiebewegung hat gemessen an 1949
nicht nachgelassen.

Beschluss der Mitgliederversammlung 2023

Events

So feiern wir unser Jubiläum

Im Rahmen des 75. Geburtstags der Europäischen Bewegung Deutschland werden verschiedene Veranstaltungen stattfinden.

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Genau vor 75 Jahren, am 25. Oktober 1948, wurde die internationale Dachorganisation der Europäischen Bewegung Deutschland, die Europäische Bewegung International (EMI), gegründet. Mit ihr sollte die Vision eines Europas, das auf gemeinsamen Werten, Demokratie, Menschenrechten, Solidarität und Zusammenarbeit basiert, gestärkt und in die Tat umgesetzt werden. Beteiligt waren über 700 Delegierte aus ganz Europa, darunter Winston ChurchillKonrad AdenauerHarold MacmillanFrançois MitterrandPaul-Henri SpaakAlbert Coppé and Altiero Spinelli.

Rückblick auf die letzten 75 Jahre

Die ersten Jahre

Der Deutsche Rat der Europäischen Bewegung, gegründet 1949, bestand aus 246 Mitgliedern verschiedener politischer Parteien und gesellschaftlicher Bereiche Westdeutschlands. Finanziert wurde er anfangs durch Länderzuschüsse und später durch das Bundeskanzleramt. Mit überparteilichem Charakter setzte der Rat auf internationale Mitwirkung und die Koordinierung deutscher Europaaktivitäten. Ab 1950 entwickelte sich die Arbeit mit regelmäßigen Sitzungen des Exekutiv-Komitees und vier Kommissionen in den Bereichen Wirtschaft, Sozialpolitik, Recht und Kultur. Der Rat übernahm neue Aufgaben, wie die Auswahl von Stipendiaten für das College of Europe und die Organisation des Europäischen Schultags. Zusätzlich mobilisierte er die deutsche Öffentlichkeit durch Teilnahme an Kongressen, Meinungsumfragen und Informationsveröffentlichungen zu europapolitischen Themen.

Die Rede Prof. Dr. Carlo Schmids zur konstitutierenden Sitzung des Deutschen Rates der Europäischen Bewegung in einer Neuauflage anlässliches des 65. Jubiläums der EBD.

1960er Jahre

In den 1960er Jahren wurde die europäische Integration durch den Erfolg der Römischen Verträge von 1957 belebt. Der Deutsche Rat der Europäischen Bewegung strebte eine Modernisierung und engere Verzahnung mit der Europa-Union an, etwa durch die gemeinsame Pressestelle. Er begann erstmals Mitgliedsbeiträge zu erheben, und 1965 waren 22 Organisationen Mitglied im Deutschen Rat. Angesichts der institutionellen Krise der Europäischen Gemeinschaft Mitte der 60er Jahre orientierte sich der Deutsche Rat pragmatischer und betonte die Stärkung des Europäischen Parlaments durch Direktwahlen. Es wurde verstärkt auf die Einbindung der Mitgliedsverbände gesetzt.

1970er Jahre

Die 1970er Jahre standen im Zeichen der Forderung nach der Direktwahl des Europäischen Parlaments sowie der Vertiefung der interparlamentarischen Zusammenarbeit in Europa. Der Deutsche Rat bediente sich dabei sowohl breiter Öffentlichkeitsarbeit als auch gezielter Einflussmaßnahme auf die nationalen Regierungen. Die zweite Hälfte der 70er war von den für 1979 anberaumten Direktwahlen gekennzeichnet, besonders im Hinblick auf eine breite bürgernahe Öffentlichkeitsarbeit, die den Akzent auf Werbung für Wahlbeteiligung und Information über Parteienzusammenschlüsse auf europäischer Ebene setzte.

1980er Jahre

Zu Beginn der 1980er Jahre sah sich der Deutsche Rat mehr und mehr mit finanziellen Problemen konfrontiert, weswegen Sparmaßnahmen nötig wurden und der Informationsdienst eingestellt werden musste. Parallel nahm die Zahl der Mitgliederorganisationen stetig zu und es gründeten sich regionale Organisationen. Anfang der 1980er hatte der Deutsche Rat 80 Mitgliedsorganisationen, 1986 waren es 140. Die 80er Jahre waren von einer gewissen „Eurosklerose“ gekennzeichnet, ausgelöst durch Kontroversen um die Agrarsubventionen bzw. den Haushalt der EU, die auch die Aktivitäten des Deutschen Rates lähmten. Dieser konzentrierte sich auf Mobilisierungsaktionen zur zweiten Direktwahl zum Europäischen Parlament 1984 und auf die innere Konsolidierung der Organisation. Die europäische Krise wurde mit der Verabschiedung der Einheitlichen Europäischen Akte (1987), gefolgt von den Vertragsrevisionen von Maastricht (1993) und Amsterdam (1999) überwunden. In diesem Kontext arbeiteten die Bundesregierung und der Deutsche Rat immer enger bei der Diskussion und Information über aktuelle europapolitische Fragen zusammen.

1990er Jahre

Während der 1990er Jahre wurde der Name der Organisation an den der anderen nationalen Sektionen der internationalen Europäischen Bewegung angeglichen, so dass der Deutsche Rat nunmehr Europäische Bewegung Deutschland (EBD) hieß. Die EBD setzte verstärkt auf eine intensive Bildungs- und Medienarbeit, indem man unter anderem den "Preis Frauen Europas – Deutschland" gründete und ein Forum für Debatten über die Wirtschafts- und Währungsunion oder die EU-Osterweiterung anbot. In den 1990ern zog das Büro des Generalsekretariats der EBD von Bonn nach Berlin um, wo sich auch heute die Hauptgeschäftsstelle befindet.

Ab 2000

Im neuen Jahrtausend fokussierte sich die Europäische Bewegung Deutschland (EBD) auf die Arbeit des Verfassungskonvents, um Einfluss auf eine umfassende Neuordnung der europäischen Strukturen zu nehmen. In Zusammenarbeit mit der Europa-Union wurden Positionspapiere zur verbesserten Handlungsfähigkeit und Legitimation der EU erstellt. Ab 2004 wurde die Detailarbeit zur EU durch ein Arbeitskonzept zur Europa-Kommunikation und Europäischen Vorausschau intensiviert. Bedeutende Projekt der EBD sind auch heute die EBD De-Briefings und EBD Briefings, innovative Dialogformen, die zivilgesellschaftliche Gruppen und politische Institutionen in den europapolitischen Kommunikationsprozess einbeziehen. Die Satzung wurde 2006 grundlegend reformiert, um organisatorische und finanzielle Herausforderungen zu bewältigen. Jede Mitgliedsorganisation erhielt eine Stimme in der Mitgliederversammlung und zahlt seitdem einen Jahresbeitrag. Bis Ende 2008 zählte die EBD 153 Mitgliedsorganisationen, inzwischen sind es über 230.

1949-2024-2049

Zum 70. Jubiläum der Europäischen Bewegung Deutschland haben die Mitglieder im Bereich Jugend eine Vision für Europa im Jahr 2049 entwickelt. Auch fünf Jahre später hat diese Vision immer noch Bestandskraft.

Ein Europa in dem es keine Grenzen mehr gibt

Europa 2049. Rund 425 Millionen Europäer*innen aus 34 Ländern waren aufgerufen, an der 15. Direktwahl des Europäischen Parlamentes teilzunehmen. Ein europäisches Fest gelebter Demokratie, bei dem Kandidat*innen aus ganz Europa nach den Bestimmungen einer europäischen Wahlgesetzgebung auf einem europaweit einheitlichen Wahlzettel zur Wahl stehen. Fast 80% der Unionsbürger*innen gingen zur Europawahl, da für sie Europa selbstverständlich ist und sie die Ausrichtung der EU auch weiterhin mitgestalten möchten.

Die Europäische Union ist mit ihren 90 Jahren auch weiterhin für die Menschen ein Garant für Frieden, Freiheit, Demokratie, Rechtsstaatlichkeit und wirtschaftliche Prosperität. Sie verbinden mit ihr die Werte Gleichheit in kultureller Vielfalt, Solidarität, Gerechtigkeit und Wohlstand sowie die Achtung und den Schutz der Menschenrechte. Doch im Gegensatz zu damals kennt das Europa 2049 keine, durch nationale Interessen geprägten, mentalen und physischen Grenzen. Die EU hat sie erfolgreich überwunden. Nationalstaaten haben verstanden, dass sie die Souveränität europäisch ausbauen müssen, wenn sie ihre eigene nicht verlieren wollen. Die Regionen Europas spielen sowohl in der Entscheidungsfindung als auch in der Kommunikation als Bindeglied zwischen den Ebenen eine tragende Rolle innerhalb der EU.

Aus diesem Grund ist die europäische Perspektive ein selbstverständlicher Bestandteil jeglicher politischer Entscheidung und prägt damit die Lebensrealität vieler Menschen auf allen Ebenen, auch jenseits von Orten politischer Entscheidungsfindung.

Die Europäische Union ist zu einer wirklichen „union of the European citizens, by the European citizens and for the European citizens“ gewachsen.

Im Europa 2049 werden Probleme gesamteuropäisch gelöst:

  • in einer gelebten Demokratie, in der Rat der EU und EP in Bürger*innenvertretung und nach Regionalprinzip entscheiden und die Gesetze transparent gestaltet werden
  • unter Beteiligung der Zivilgesellschaft und indem vor allem junge Menschen, die auf europäischer Ebene strukturell eingebunden sind, mitreden und Europa aktiv mitgestalten
  • indem soziale Rechte der Europäer*innen geschützt sind, der europäische Arbeitsmarkt fair gestaltet wird und es keinen Wettbewerb zwischen den Mitgliedstaaten um die niedrigsten Sozialstandards gibt
  • indem wirtschaftliche und soziale Konvergenz zusammen gedacht werden und die Schieflage zwischen wirtschaftlicher und sozialer Integration überwunden ist
  • indem Kreativität und die künstlerische Entfaltungsfreiheit eines jeden Menschen mitbedacht werden
  • indem europäische Politik und europapolitisches Engagement überall sichtbar ist, ungeachtet von Herkunft, Alter, Bildung, finanziellem oder sozialem Hintergrund indem der ländliche Raum politisch stark an- und eingebunden ist
  • indem, nach wirtschaftlicher Konvergenz strebend, der europäische Binnenmarkt in allen Dimensionen vollendet ist und die EU als starke, aber gleichzeitig auch faire und verantwortungsbewusste Handelspartnerin auftritt
  • mit einer gemeinsamen Asyl- und Migrationspolitik, die solidarisch, humanitär und gegen Rassismus verfasst ist mit einer gemeinsamen Umwelt- und Nachhaltigkeitspolitik, deren ambitionierte Ziele ressortübergreifend eingehalten werden
  • mit einem gemeinsamen Bildungsraum, in dem formale und non-formale Bildung zusammen gedacht wird und in dem Zugangsvoraussetzungen und grundlegende Lerninhalte aufeinander abgestimmt sind
  • mit einer gemeinsamen Außenpolitik, die ihrer globalen Verantwortung gerecht wird

Das selbstverständliche Mitdenken der europäischen Perspektive in jeder politischen Entscheidung führt dazu, dass sie in allen Ebenen automatisch präsent und die Arbeit der Europäischen Union im Alltag sichtbar ist. Die Europäer*innen genießen als Unionsbürger*in die europaweit geltenden Vorteile und Rechte und schätzen die dafür erzielten Errungenschaften wert. Sie identifizieren sich mit der EU und entwickeln eine europäische Identität, die sich komplementär zu ihren regionalen Identitäten verhält. Das unermüdliche Engagement seitens der aktiven und partizipativen Zivilgesellschaft durch den konstanten und festen europapolitischen Dialog war nicht nur wesentlich für die Entstehung einer europäischen Öffentlichkeit. Sie hat vor allem geholfen, dieses Europa zu verwirklichen: Unser Europa 2049.

Ihre Ansprechperson

Agita Duwe

Referentin Europa-Kommunikation

agita.duwe@netzwerk-ebd.de

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Kontakt

Europäische Bewegung Deutschland e.V.

Alt-Moabit 92

D-10559 Berlin

Fon: +49-30-3036201-10

Fax: +49-30-3036201-19

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